Kid´s Rock
Am Anfang stand da nur ein Projekt namens Schülerband...
8-11-jährige Schüler ohne instrumentale Vorerfahrung sollten in einem Schuljahr ein Bandinstrument lernen in einer Band zu spielen und so den Musikunterricht der gesamten Schule bereichern. Die Band sollte aus Schlagzeug, Keyboards, E-Gitarre(n), E-Bass und Gesang bestehen. Sie sollte später den Chor und die Trommel AG begleiten können und auf Veranstaltungen in der Schule, aber auch außerschulisch auftreten und so die Schule repräsentieren.
In der Projektbeschreibung stand:
In der Schulband lernt dann jeder Schüler ein Instrument zu spielen. Hier geht es um einiges: Rhythmusgefühl, Fingerfertigkeit und richtige Kraftdosierung, Koordination, eine Fülle ungewohnter und progressiv schwieriger motorische Aufgaben, die im koordinierten Multitasking ausgeführt werden müssen, Merkfähigkeit, musikalisches Gehör, die richtige Körperhaltung. Während der Vermittlung der Musikpraxis werden sie ganz natürlich mit musiktheoretischen Aspekten konfrontiert- Fachbegriffen zu den Instrumenten oder zur Musik, verschiedenen Möglichkeiten der Notation, um während der Woche bis zur nächsten Probe üben zu können.In den 45 Minuten Bandprobe einmal pro Woche liegt der Schwerpunkt anfangs auf rhythmischem Zusammenspiel. Je nach Möglichkeiten werden die musikalischen Aufgaben an den einzelnen Instrumenten mit der Zeit ausdifferenziert, der Gesang kommt hinzu, verschiedene Teile eines Songs werden erarbeitet und zusammengefügt. Es gibt Hausaufgaben zum Üben, entweder für zu Hause (einige Instrumente dürfen geliehen werden) oder für eine feste Übezeit in der Woche (ohne Anleitung, nur unter Betreuung). Die Proben werden im Team Projektleiter/Musikschullehrer geleitet. Die Proben werden gefilmt, um die Arbeit auszuwerten und ein Konzept zu entwickeln. Außerhalb der Proben findet einmal die Woche ein Arbeitstreffen statt, um die Arbeit zu reflektieren und weiter zu planen.
Der gesamte Musikunterricht in der Grundschule erfährt durch die Schulband eine Stärkung. Die Instrumente finden Eingang in den Unterricht, ebenso die erworbenen Kompetenzen der Band-Schüler. In unserem Projekt kommt darüber hinaus fachliche Kompetenz von außen durch die Zusammenarbeit mit der Rock: Pop: Jazz-Musikschule in unsere Schule. Projektorientiertes Arbeiten ermöglicht fächerübergreifenden Unterricht zum Thema Schulband für die ganze Schule.
Alle Schüler lernen Bandinstrumente kennen und probieren darauf zu spielen. Die erfahrenen Bandkinder stellen ihr Instrument im Unterricht vor, andere probieren es aus.
Rhythmikunterricht /- übungen in allen Varianten sind unter Einbezug des Schlagzeugs möglich: mehrere Kinder spielen unterschiedliche Trommeln und erfahren so die Komplexität des Schlagzeugspielens zunächst auf einfache Weise, die anderen Kinder spielen dazu auf Körperinstrumenten. Später probieren Schüler zwei oder drei verschiedene Rhythmen am Schlagzeug aus. Mit Stiften als Sticks in den Händen und dem Fuß auf dem Boden als Bassdrum sind stets alle aktiv.
Auch das Hören von Musik wird sensibilisiert durch das Spielen und Hören von Bandinstrumenten. Wer einen Bass sieht und hört oder selbst ausprobiert, wird ihn in einem Musikstück eher heraushören.
Im fächerübergreifenden Unterricht, Klassen- oder Schulprojekt finden verschiedene Aspekte rund um die Schulband Eingang in den Unterricht. Das beginnt mit dem Herrichten des Probenraumes im Gestaltenunterricht. Das Schreiben oder Umschreiben eines Songtextes wird Thema im Deutschunterricht. Der Bau von Instrumenten, die die Band verwendet bzw. auf denen beim Konzert an einer bestimmten Stelle mitgespielt wird, findet Eingang in den Sachunterricht. Poster zur Ankündigung des Konzertes oder CD-Cover werden im Gestalten-Unterricht entworfen.
So weit so gut....
Ein musikalischer Partner war mit dem Gröninger Bad schnell gefunden. Dieser unterstützte nicht nur mit Fachkenntnissen und in Person von Guido Käpernick als zweiten Übungsleiter, sondern sponserte auch technisches Equipment. Fördermittel gab es leider für dieses tolle Projekt nicht und so sprang der Förderverein mit einem Projektbudget von 2000€ ein. "Jetzt haben wir zwei E-Gitarren, eine Bassgitarre, Keyboards, ein Schlagzeug, Mikrofone und einen Verstärker hier stehen.", teilt Anja Schlender, Musiklehrerin und Projektleiterin mit. Auch die Gemeinde Sülzetal tat alles um einen Kellerraum schnellstmöglich zu einem Probenraum zu verwandeln. Elektrische Leitungen und Teppich wurden verlegt und Dämmung installiert. Eltern sponserten einen Raumentfeuchter.
Anja Schlender war es auch, die unter den Grundschülern interessierte Kinder fand. Mit Lotte, Damian, Thore, Ole, Emma, Marlon, Nele und Enya war die Erstbesetzung der Band, die auf den Namen "Kid`s Rock" getauft wurde, perfekt. Es wurde ein Jahr lang jeden Montag hart geprobt, denn bis zum Schuljahresende wollte die Band ihr erstes Lied vortragen. Am Ende sollen es sogar zwei Songs werden und der erste Auftritt auf der Verabschiedungszeremonie der Viertklässler stattfinden.
Übung macht den Meister und Vergleiche auch. Deswegen luden wir "The Golden Dragons" eine Schülerband aus der Grundschule Rothensee zu einer gemeinsamen Probe und zum Austausch ein. Hier wurde unter den Nachwuchs-Rockern gefachsimpelt und man spielte sich gegenseitig Stücke vor.
(Mit dem Klick auf das voranstehende Foto gelangt ihr zum Video der Generalprobe.)
"Am Anfang habe ich immer auf einen Freund gehört und bei ihm alles abgeschaut. Jetzt kann ich sogar mit Augen zu spielen und dabei tanzen.", meinte Keyboarder Damian (10) aus Dodendorf. Am Mikro von Kid´s Rock steht unter anderem Lotte (10) aus Bahrendorf. Sie war bei der Generalprobe ein wenig aufgeregt. "Aber wir schaffen das. Wir haben so oft geübt."
Die Vorsitzende des Fördervereins der Grundschule, Liane Samland, ist "sehr stolz auf die Band". Als eine der ersten darf sie auf der Generalprobe das Erstlingswerk "Keine Märchen" hören und ist begeistert. "Was hier in nur einem Jahr geleistet wurde, ist Wahnsinn. Die acht sind zu einer richtigen Gemeinschaft zusammengewachsen. Und da eine Band unbedingt auch ein Band-T-Shirt braucht, gab es als Belohnung und auch als Andenken ein Solches für den großen Auftritt am darauffolgenden Tag.
Und der Auftritt wird Mega. Begeistert werden die Bandmitglieder von ihren Mitschülern, Lehrern und den vielen Gästern bejubelt. Der Applaus ist entsprechend laut und stark. Es gab sogar Zugaberufe.
"Unfassbar. Unfassbar schön. Eine unfassbar schöne Atmosphäre haben wir. Ich danke allen, die sich darum gekümmert haben und ganz besonders unserer Schülerband", sagte die Leiterin der Grundschule, Petra Meyer, "ich bin jetzt schon sicher, dass das auch im nächsten Schuljahr weiter geht." Die Band werde zu einem weiteren Aushängeschild der Grundschule in Osterweddingen und somit eines der zusätzlichen Angebote, so Meyer. "Ich danke all meinen Kollegen, denn ohne sie wäre so etwas nicht möglich. Sie machen immer mehr als sie müssen."
Der Papa von Damian, Stefan Schneider, war überglücklich. "Damian hat sich musikalisch toll entwickelt. Die Kinder hatten so viel Spaß in der ganzen Zeit." Solch eine Arbeitsgemeinschaft sei eine wundervolle Ergänzung zum herkömmlichen Unterricht. "In so einer Band können die Kinder auch mal freidrehen.
Drummer Ole ist sich ganz sicher, dass er nach einem Jahr Schlagzeugtraining unbedingt weitermachen und ein großer Schlagzeuger werden möchte. „Viele Bandmitglieder haben großes Talent bewiesen und ihre Neugier zu Instrumenten geweckt. Danke, dass ich die Gelegenheit hatte und dabei sein durfte“