Junge Imker

Osterweddinger ernten bald Schulhonig

Im Osterweddinger Schulgarten summt es und brummt es in diesen Tagen vernehmlich.

Von Dirk Halfas

 

Osterweddingen l Helle Freude herrschte vor genau einem Jahr bei den kleinen Imkern. Sie waren gerade dabei, im Werkraum Bienenkästen mit von der Gemeinde Sülzetal gesponserten Farben zu bemalen. Liane Samland, Vorsitzende des Fördervereins Grundschule Osterweddingen, und Schatzmeisterin Martina Schröder überbrachten der 2018 neugegründeten Imker Arbeitsgemeinschaft eine Spende des Vereins im Wert von 1200 Euro. Das geschah in Form aller notwendigen Utensilien für die Imkerei.

Die Aktion war quasi der Startschuss für ein ganz besonderes Projekt an der Schule, welches sich inzwischen zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt hat. Die Ausstattung mit sechs Schutzanzügen, einer Honigschleuder, Entdecklungsgeschirr und einem Smoker, begeistert nach wie vor speziell Sebastian Mörstedt. Er ist ortsansässiger Imker und Leiter der AG, der inzwischen zwölf Grundschüler angehören.

Zwei Bienenvölker zum Start

„Im Frühjahr 2018 habe ich dann zwei Bienenvölker aus meinem Bestand der Schule geschenkt. Damit haben wir letztes Jahr gewirtschaftet und 50 Kilo Honig geerntet“, erinnert sich Mörstedt, der die AG und die Bienen fachgerecht betreut. Eigens ließ man dann Etiketten mit der Bezeichnung „Grundschulhonig“ entwerfen, versehen mit Bildern von der Schule und den Kinder.

„Die Schüler haben den Honig selber in die Gläser abgefüllt und er fand einen reißenden Absatz, auch bei den Eltern. In diesem Jahr sind wir schon auf unser neuestes Produkt gespannt“, so Sebastian Mörstedt, der zur Adventszeit gemeinsam mit den Kindern auch Figuren, wie etwa Engel für den Weihnachtsbaum und Kerzen aus dem Bienenwachs gegossen hat.

Damit die Bienen auch viel Honig produzieren können, hatten die Schulkinder aus bienenfreundlichen Sträuchern eine Hecke im rund 500 Quadratmeter großen Schulgarten gepflanzt, bei einem Aktionstag Obstbäume eingesetzt und den Samen für eine Wildblumenweise ausgesät. Dass es den Schulgarten überhaupt gebe, sei nicht selbstverständlich, weil der Schulgartenunterricht vor elf Jahren abgeschafft wurde.

Garten wurde neu strukturiert

Vom Förderverein organisiert, wurde der alte Garten mit Hilfe aller Eltern neu strukturiert, um den Jüngsten mit dessen Nutzung die Natur nahe zu bringen. Im hinteren Teil des großen Geländes schwirren nun die Honigbienen umher. Die Schüler und Lehrer der Schule hatten sich zuvor im Unterricht mit Insekten und speziell mit Bienen beschäftigt und die Dringlichkeit des Themas Bienensterben zu Herzen genommen. Seit die beiden echten Bienenstöcke aufgestellt sind, können die Kinder die faszinierende und schützenswerte Lebensart der emsigen Tierchen unmittelbar beobachten.

„Mir macht es Spaß den Honig zu ernten“, meint die neunjährige Pauline Sandring. „Und ich finde es interessant, die Larven zu beobachten, wenn sie schlüpfen“, fügt Marlene Fetzer von der Imker AG hinzu. „Mein Vater will eine zwei Hektar große Bienenwiese herrichten und ich bin der einzige der sich auskennt“, so Tim Ebeling aus der 3. Klasse.

„In etwa vier Wochen wollen wir im Schulgarten Honig ernten“, freut sich Alexander Fetzer und hat damit gar nicht so unrecht, denn im Augenblick fliegen die Honigbienen die Obstblüte an und es beginnt der Raps zu blühen. „Um den 20. Mai herum kann man mit der ersten Ernte rechnen. Danach kommt dann die Akazie und später im Sommer als letzte Tracht die Linde“, erläutert AG-Leiter Sebastian Mörstedt. „Tracht“ ist dabei der Begriff für die Vollblüte der jeweiligen Pflanzenart.

   

Bienensterben macht Sorgen

Sollte die Witterung noch einmal kühler werden, kann das den Bienen nichts anhaben. Zentral sind im Bienenstock immer 35 Grad, auch im kältesten Winter. Die Tiere wärmen sich sozusagen. Erst wenn die Bienenanzahl zu gering wird, würden diese erfrieren und das Volk eingehen. „Wenn man sich vorstellt, dass im Kasten die Rähmchen durchsichtig wären, würde man sehen, dass die Bienen in Kugelform zusammensitzen. Die Kugel hat die geringste Oberfläche, um Energie abzustrahlen“, erklärt Mörstedt.

Sorgen macht sich der Imker eher über das allgemeine Bienensterben. Ein Kollege aus Sülldorf, der schon 40 Jahre als Imker tätig ist, habe erst kürzlich ein Volk verloren, obwohl er keine Fehler in der Bienenbewirtschaftung gemacht habe und wisse nicht woran es lag. „Ich denke, es liegt an den Pflanzen- und Insektenschutzmitteln, die in der Landwirtschaft und in den Gärten eingesetzt werden. Die müssten eigentlich Vernichtungsmittel heißen. Mit Glyphosat und anderen Stoffen werden die abenteuerlichsten Sachen zugelassen, ohne sie richtig zu prüfen. Es wird immer alles als harmlos deklariert“, sagt Sebastian Mörstedt. Er trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift „Let it bee“. Mit dem hinzugefügten „e“ entsteht das Wort „Biene“, damit unterstreicht er auch optisch, dass er nicht nur Fachmann, sondern auch ein echter Fan der Insekten ist. „Einstein sagte einmal, sieben Jahre nachdem die Biene verschwunden ist, wird auch der Mensch verschwunden sein. Ich würde das fair finden“, meint Mörstedt nachdenklich zum Abschluss.